Braunschweig. Landesbischof Dr. Christoph Meyns hat sich dafür ausgesprochen, die kirchliche Präsenz nicht nur an die Ortsgemeinden zu binden. Der Auftrag der Kirche sei es nicht, „am Ort", sondern „bei den Menschen" zu sein, sagte er am Samstag, 28. Februar, in Braunschweig. Das Leben der Menschen sei heute mobiler und nicht mehr schwerpunktmäßig durch einen einzigen Ort geprägt. Wichtiger als der geographische Wohnsitz seien häufig die Verbindungen zu Organisationen. Zum Beispiel Kindergärten, Schulen, Bildungseinrichtungen, Betrieben, Krankenhäusern oder Altenheimen.
Wenn die Menschen heute weniger ortsgebunden lebten, sei es sinnvoll, religiöse Kommunikation in der Nähe zu möglichst vielen Organisationen zu realisieren, betonte der Landesbischof. Das heiße nicht, dass die Kirche ihre Präsenz in den Ortsgemeinden vernachlässigen sollte. Aber die Kirche müsse flexibler werden und ihr Territorialprinzip durch andere Organisationsformen auf lokaler und regionaler Ebene ergänzen.
Möglich sei das, weil sich die Kirche nicht in erster Linie über Gebäude und traditionelle Formen definiere, sondern über die Kommunikation des Evangeliums: „Dort, wo sich Menschen versammeln und das Evangelium in Treue zur biblischen Tradition gepredigt wird, ist Kirche", so Meyns. Die in der Landeskirche Braunschweig geplante regionale Zusammenarbeit von Kirchengemeinden in sogenannten Gestaltungsräumen sei der Versuch, das Territorialprinzip den ökonomischen Notwendigkeiten und gesellschaftlichen Realitäten anzupassen.
Landesbischof Meyns beteiligte sich mit seinem Vortrag an einer Tagung zur Zukunft der Kirche, die gemeinsam von der Evangelischen Akademie Abt Jerusalem und der St. Katharinengemeinde in Braunschweig durchgeführt wurde.