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Nachricht Landeskirche

18.09.2025

Den Dissens markieren

Pfarrerinnen und Pfarrer diskutieren über den Umgang mit der AfD

Pressestelle

Wolfenbüttel. „Die AfD ist für Christen nicht wählbar“, hat Dr. Markus Dröge, bis 2019 Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, beim Gesamtpfarrkonvent der Landeskirche Braunschweig am 17. September in Wolfenbüttel gesagt. Ihre extremistische, völkisch-nationalistische Ideologie sei mit der christlichen Ethik und einem christlichen Menschenbild nicht vereinbar. Während die Kirche für Glaube, Hoffnung und Liebe stehe, schüre die AfD Misstrauen und Verachtung, Hass und Panik.

Deswegen, so der Altbischof weiter, müsse die Kirche in Diskussionen klar und eindeutig den Dissens zu den Vorstellungen der AfD markieren. Es gebe für die Kirche keine Kompromisse mit der nationalistischen Rechten. Die Vereinigung „Christen in der AfD“ nannte er ein „Feigenblatt“. Ihre Inhalte seien theologisch nicht glaubwürdig.

Das Gespräch mit der AfD bezeichnete er als schwierig, da diese „erwiesenermaßen“ keinen Dialog, sondern die Provokation suche. Die Partei, so Dröge, wolle die Demokratie unterwandern und ein autoritäres Regime in Deutschland errichten. Sie sei zwar in demokratischen Wahlen gewählt, aber selber keine demokratische Partei.

Gleichzeitig wies Dröge auf den in der evangelischen Ethik wichtigen Unterschied von Person und Werk hin. Auch Rechtsextreme seien Kinder Gottes. Als Person gebühre ihnen Achtung, ihre Haltung sei aber strikt abzulehnen.

Pfarrerin Juliane Kleemann, SPD-Landtagsabgeordnete in Sachsen-Anhalt, plädierte ebenfalls in Wolfenbüttel dafür, den Wohlstandsbegriff neu zu füllen. Wohlstand bedeute nicht nur materielles Wachstum, sondern auch ein Leben in Frieden und sozialer Sicherheit sowie das Versprechen auf Bildung und Arbeit. Das müsse stärker deutlich werden, um einem Demokratie-Verdruss entgegenzuwirken, der von der AfD instrumentalisiert werde. Außerdem rief sie die demokratischen Parteien dazu auf, nicht nur rational zu argumentieren, sondern die Demokratie auch emotional erlebbar zu machen.

Pfarrerin Susanne Seehaus aus Berlin-Zehlendorf berichtete von Beispielen, wie Podiumsgespräche mit AfD-Vertretern gelungen seien. Allerdings sei die Voraussetzung gewesen, dass sich Vertreterinnen und Vertreter der Kirche argumentativ sehr gut vorbereitet hätten, um jeden Eindruck zu vermeiden, die AfD sei eine legitime demokratische Partei. Die Kirche, so Seehaus, habe sowohl die Räume als auch die nötigen Kompetenzen für solche Gespräche. Damit könne sie sich konkret für die Demokratie einsetzen.

Der Gesamtpfarrkonvent der Landeskirche hatte das Thema „Brandmauer oder Dialog – Macht es Sinn mit Rechtsextremen und ihren Sympathisanten das Gespräch zu suchen?“

Markus Dröge (v.l.), Juliane Kleemann und Susanne Seehaus diskutierten über den Umgang mit der AfD. Moderiert hat Michael Strauß.
Foto: LKBS