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125 Jahre Bahnhofsmission Braunschweig
Jubiläum wurde am Braunschweiger Hauptbahnhof gefeiert
Braunschweig (epd). Die Bahnhofsmission am Braunschweiger Hauptbahnhof hat am Freitag ihr 125-jähriges Bestehen gefeiert. An den Wochentagen fänden hier zwischen 20 und 40 wohnungslose Menschen eine Mahlzeit, sagte Leiterin Mo Meyer-Hermann dem Evangelischen Pressedienst (epd). Neben drei hauptamtlichen Mitarbeitern engagierten sich 15 Ehrenamtliche im Alter von 20 bis 70 Jahren für die Hilfsangebote.
Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (SPD) sagte bei dem Festakt, Bahnhöfe im ganzen Land und darüber hinaus seien Seismografen für gesellschaftliche Entwicklungen. „Herausforderungen wie Armut, Obdachlosigkeit und Ausgrenzung werden hier sichtbar.“ In schwierigen Lebenslagen biete die Bahnhofsmission einen geschützten Raum.
Die Haupt- und Ehrenamtlichen, leisteten unbürokratisch viele unterschiedliche Arten von Hilfestellung, unterstrich der Politiker. „Sie hören zu, beraten oder unterstützen auf ganz praktische Weise, wie durch einen Kaffee am Morgen.“ Die Bahnhofsmission reiche allen im Bedarfsfall eine helfende Hand, im Reise- und im Lebensalltag.
Leiterin Meyer-Hermann betonte, neue ehrenamtliche Mitarbeiter würden jederzeit gesucht. Nach Absprache könnten sich die Obdachlosen in der Bahnhofsmission außerdem duschen oder mit gespendeter Kleidung ausgestattet werden. Zudem helfen die Mitarbeitenden auch Reisenden auf dem Weg zum richtigen Gleis oder beim Umsteigen. Träger der Einrichtung sind die Diakonie im Braunschweiger Land und die Caritas.
Die erste Bahnhofsmission wurde im Herbst 1894 am Schlesischen Bahnhof (heutiger Ostbahnhof) in Berlin gegründet. Junge Frauen aus den Dörfern strömten Ende des 19. Jahrhunderts in die wachsenden Metropolen, um Arbeit und ein besseres Leben zu finden. Doch Kriminelle machten sich die Unwissenheit der Mädchen zunutze und lockten sie als rechtlose Arbeitskräfte in Fabriken oder verkauften sie gar als Prostituierte.
Ab dem 1. Oktober 1894 empfingen dann die Berliner „Freundinnen“ die jungen Frauen direkt am Bahnsteig, berieten sie und besuchten sie später auch in ihren Quartieren. Bald entstand ein Netz von Bahnhofsdiensten, die auch von jüdischen Organisationen oder dem Roten Kreuz angeboten wurden. 1897 öffnete eine Bahnhofsmission in München, schnell folgten weitere Städte.